Definition Gesundheit: Was ist Gesundheit überhaupt?
Um gesund zu leben, hilft uns die Beantwortung der Frage „Was ist Gesundheit?“. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Definitionen mit eigener Perspektive.

Wenn Menschen über das Thema Gesundheit sprechen, machen sich die wenigsten darüber Gedanken, was Gesundheit eigentlich ist. Wir werden uns der Bedeutung meist erst bewusst, wenn wir Einschränkungen erleben. Uns selbst nicht mehr gesund erleben.
Dabei machen wir im Laufe unseres Lebens doch ständig die Erfahrung: Werden wir krank, und sei es nur eine Grippe, schlägt sich das negativ auf unsere Lebensqualität aus. Sollte es also nicht unser vorrangiges Ziel sein, unsere Gesundheit zu erhalten und immer wieder herzustellen?
Was ist Gesundheit? – Die Basis für alles?
Unsere Gesundheit ist eine wesentliche Grundlage für eine hohe Lebensqualität. Gleichzeitig hat sie keinen Selbstzweck.
„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“
– Arthur Schopenhauers
Dieses Zitat hast du sicherlich schon mal gelesen. Es trifft die Bedeutung unserer Gesundheit wirklich gut. Nur gesund zu sein, bringt uns nicht viel. Wir brauchen mehr im Leben.
Trotzdem ist unsere Gesundheit eine fundamentale Grundlage für ein positives Erleben und unser Wohlergehen. Als studierter Gesundheitsmanager erfreut es mich daher sehr, dass das Thema Gesundheit immer mehr Aufmerksamkeit bekommt und Gesundheitswissen immer mehr Menschen zugänglich wird.
Sollten wir nicht meinen, dass sich auch die Gesundheitssituation der Bevölkerung verbessert? Schön wäre es zumindest.
„Das Gesundheitsinteresse ist riesengroß,
das Gesundheitswissen ist mäßig,
das Gesundheitsverhalten ist miserabel.“
– Christian Morgenstern
Christian fasst es ganz gut zusammen, oder? Wir reden, denken, lesen, sehen viel. Aber wirklich tun, in die Umsetzung kommen, tun wir nur sehr wenig. Doch das muss nicht sein. Wir können etwas dagegen tun. Du kannst etwas dagegen tun. Du kannst etwas für dich und deine Gesundheit tun.
Lass uns mit einer wichtigen Frage beginnen: Was ist Gesundheit? Denn ohne eine genaue Vorstellung zu haben, worüber wir da eigentlich sprechen, ist es nicht so sinnvoll, sich auszutauschen.
Ansonsten ist es so, als würden zwei Personen sich über eine Fernsehserie unterhalten, ohne sich zu erzählen, über welche sie gerade sprechen. Mit etwas Glück sprechen beide Personen über die gleiche Serie. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass beide jeweils über eine andere Serie sprechen. Dass dabei schnell Missverständnisse entstehen können, ist offensichtlich.
Definitionen von Gesundheit
Lass uns verschiedene Definitionen mit jeweils eignen Perspektiven anschauen.
„Gesundheit ist ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“
– WHO (World Health Organization), 1946
Bei der WHO Definition von 1946 wird vor allem betont, dass Gesundheit nicht das Gegenteil von Krankheit ist. Eine weitere Definition der WHO, betont mehr Dynamik sowie die systemische Betrachtungsweise:
„Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustandes, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss.“
– WHO, 1986
Eine etwas ausdifferenzierte Definition der Vorherigen liefert Klaus Hurrelmann:
„Gesundheit setzt sich demnach aus physischen, psychischen und sozialen Anteilen zusammen, die sich wechselseitig beeinflussen. Gesundheit ist eng mit individuellen und kollektiven Wertvorstellungen verbunden, die sich in der persönlichen Lebensführung niederschlagen. Sie ist ein Balancezustand, der zu jedem lebensgeschichtlichen Zeitpunkt immer erneut hergestellt werden muß. Sie ist kein passiv erlebter Zustand des Wohlbefindens, wie die rein körperliche Fixierung des Begriffes in der klassischen Medizin nahelegt, sondern ein aktuelles Ergebnis der jeweils aktiv betriebenen Herstellung und Erhaltung der sozialen, psychischen und körperlichen Aktionsfähigkeit eines Menschen. Soziale, ökonomische, ökologische und kulturelle Lebensbedingungen bilden dabei den Rahmen für die Entwicklungsmöglichkeiten von Gesundheit“
– Klaus Hurrelmann (Sozialisation und Gesundheit)
Folgende Definition versucht nicht, möglichst genau zu sein, sondern den Begriff greifbarer zu machen:
„Gesundheit ist eben überhaupt nicht ein Sich-Fühlen, sondern ist Da-Sein, In-der-Welt-Sein, Mit-den-Menschen-Sein, von den eigenen Aufgaben des Lebens tätig oder freudig erfüllt sein“
– Hans-Georg Gadamer (Über die Verborgenheit der Gesundheit)
Ganz ähnlich ist die folgende Erklärung:
[Gesundheit ist] „kein Begriff, sondern eine Einstellung, kein Zustand, sondern ein Habitus“
– Heinrich Schipperges, 1990
Je nach Ansatz ergeben sich also komplett unterschiedliche Definitionen und Ansichten. Es ist absolut nicht trivial, Gesundheit zu definieren. Auf die Frage „Was ist Gesundheit?“ lässt sich nicht so einfach eine Antwort finden.
Es macht uns die Arbeit sicherlich nicht leichter, dass der Begriff so abstrakt ist. Ich möchte auch noch eine Perspektive mit einbringen:
Egal was Gesundheit auch sein mag, sie ist Grundlage unseres Wohlbefindens sowie unserer Funktionsfähigkeit als Mensch. Gleichzeitig sollten wir sie nicht als alleiniges Ziel unseres Lebens ansehen.
Wir können festhalten: Gesundheit ist also nichts Starres, sondern sich ein ständig verändernder Gleichgewichtszustand. Sie ist abhängig von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren. Außerdem ist sie nicht selbsterhaltend, sondern wir müssen dafür aktiv etwas tun.
Das Salutogenese-Modell
Aaron Antonovsky hat mit seinem Salutogenese-Modell eine weitere interessante Sichtweise: Gesundheit und Krankheit lassen sich nicht klar trennen.
Viel mehr befinden wir uns auf einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum, auf dem wir ständig die Position wechseln. Wir sind also weder ganz gesund noch krank, sondern mal mehr näher am Endpunkt Gesundheit oder eben weiter davon entfernt.
Wo wir uns gerade auf dem Kontinuum befinden, hängt von biologischen, psychologischen, sozialen oder ökologischen Faktoren, die auf uns einwirken, ab. Weiterhin verfügen wir über Schutz- und Risikofaktoren, die die auf uns einwirkenden Faktoren mindern oder verstärken können.

Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
Wie wir auf bestimmte äußere Einflussfaktoren reagieren, wird teilweise stark durch Schutz- und Risikofaktoren bestimmt.
Schutzfaktoren mindern nicht nur die negativen Wirkungen von Risiken, sondern haben auch einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden des Individuums.
Risikofaktoren wirken genau umgekehrt und haben einen negativen Einfluss auf das Individuum. Wir sollten also möglichst versuchen, den Einfluss von Schutzfaktoren zu stärken und Risikofaktoren so gut wie möglich zu reduzieren. Weiterhin können wir viele der Faktoren selbst beeinflussen und andere wiederum sind nicht in unserem direkten Einflussbereich.
Schutzfaktoren:
- Überdurchschnittliche Intelligenz
- Positive Selbstwahrnehmung
- Emotionale Unterstützung
- Gesunde Ernährung
- Regelmäßig Bewegung/Sport
Risikofaktoren:
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Ungesunde Ernährung
- Niedriges Bildungsniveau der Eltern
- Stress
Einflussfaktoren: Was hält uns gesund?
Die meisten Menschen beschäftigt weniger die Frage, was Gesundheit ist, sondern eher: „Was kann ich für meine Gesundheit tun“. Diese Frage ist natürlich recht unvorteilhaft gestellt. Schließlich geht es darum, etwas für sich zu tun und nicht für „die Gesundheit“.
Es gibt unzählige Einflussfaktoren, die uns und unsere Gesundheit beeinflussen. Dabei lohnt sich ein Blick auf die maßgeblichen Stellschrauben, die es gibt und welche davon in unserer Hand liegen.
„Wer stark, gesund und jung bleiben und seine Lebenszeit verlängern will, der sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe tägliche Hautpflege und Körperübung, halte den Kopf kalt, die Füße warm und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.“
– Hippokrates
Säulen der Gesundheit
Die Säulen der Gesundheit sind ein Modell, welches seit Jahrtausenden in verschiedenen Formen auftaucht. Meine Interpretation sind die 5 Säulen der Gesundheit. Dabei werden die wesentlichen Bereiche unserer Gesundheit aufgezeigt.
Unser Erbgut, Konstitution sowie Mentalität können als „Fundament“ angesehen werden. Die folgenden Säulen stützen dann unseren „Tempel“. Stärkere Säulen können schwächere ausgleichen – zumindest eine Zeit lang. Doch bricht eine Säule komplett weg, so fällt auch der Tempel in sich zusammen.
Bewegung
Wir Menschen brauchen Bewegung. Unser Organismus ist auf ausreichend Bewegung angewiesen und kann ohne nicht optimal funktionieren. Daher ist ausreichend Bewegung im Alltag essenziell für langfristige Gesundheit.
Dabei reicht es nicht aus, sich einmal täglich für 30 Minuten körperlich aktiv zu betätigen und dann den Rest des Tages am Schreibtisch bzw. auf der Couch zu verbringen. Artgerechte Lebensweise heißt viel Bewegung. Die Gelenke über ihren vollen Bewegungsradius zu benutzen. Den Körper auch über längere Zeit zu bewegen. Zu stehen. Zu hocken. Mal mit hoher Intensität zu belasten, doch meistens eher mit geringer Intensität.
Ernährung
Eine gesunde Ernährung hat unzweifelhaft eine enorme Bedeutung für unseren Körper. Die Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, dienen als Baustoffe für unseren Körper. Gleichzeitig sind sie auch Informationen, die im Körper unterschiedliche Reaktionen auslösen. Nicht umsonst heißt es:
Du bist, was du isst.
Eine gesunde Ernährung sollte langfristig in unserem Leben verankert sein. Es kommt darauf an, was wir tagtäglich zu uns nehmen. Nur wenn es für dich praktikabel ist, wirst du es in deinen Alltag integrieren können.
Natürlich ist es sehr individuell, was eine praktikable Ernährung für eine Person heißt. Die eine Person liebt es zu kochen und steht gerne täglich 2 Stunden in der Küche. Jemand anderes möchte so wenig Zeit wie möglich damit verbringen und würde am liebsten einfach eine kleine Kapsel schlucken und damit wäre das ganze Thema für ihn gegessen.
Ausgleich
Im Leben sollte alles im Gleichgewicht sein. Auch unsere Gesundheit ist ein empfindlicher Gleichgewichtszustand, der von verschiedenen Aspekten beeinflusst wird.
Einer dieser Aspekte ist das Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung. Wenn einer der beiden übermäßig ausgeprägt ist, kann dies zur Störung im System und somit zu gesundheitlichen Beschwerden führen.
In unserer heutigen Zeit leidet wohl kaum jemand unter zu wenig Anspannung. Doch vielen fehlt es an genügend Ausgleich und die Entspannung kommt zu kurz. Die essenzielle Bedeutung lässt sich im Training sehen.
Wer nur trainiert, aber nicht für ausreichend Erholung und Regeneration sorgt, wird langfristig keine Erfolge und Verbesserungen erzielen. Durch den Wechsel von entsprechenden Phasen der Anspannung und Entspannung kann sich der Körper anpassen und verbessern.
Umgebung
Ein ehrfürchtiger Umgang mit unserer Mit- und Umwelt sowie der gesamten Erde ist essenziell. Dabei hilft uns das Verständnis, dass alles zusammenhängt und wir keine isolierten Individuen sind.
Nicht nur unser Verhalten („was“ wir tun) hat Einfluss auf unsere Gesundheit. Auch unsere Umgebung – unsere Verhältnisse – haben großen Einfluss auf uns. Unsere Kleidung. Die Luft, die wir atmen. Das Licht, welches uns umgibt. Umgebungsgeräusche. Auf welchem Teil der Erde wir leben. Mit welchen Menschen wir interagieren.
Bewusstsein
Die Säule des Bewusstseins mag die bedeutendste von allen sein. Wo viele den Geist ansiedeln, möchte ich keine Trennung und Zuordnung vornehmen. Spätestens durch die Psychosomatik sollte uns die Bedeutung und der Einfluss unserer Psyche auf unseren Körper bewusst sein.
Eine bewusste Lebenseinstellung, Bewusstseinserweiterung und Persönlichkeitsentwicklung sind damit essenzieller Bestandteil einer gesunden Lebensführung.
Unser Mindset, unser Denken, unsere Gefühle prägen und beeinflussen im starken Maß, wie wir die Welt erleben. So überrascht es nicht, dass diese Säule am ehesten die Vernachlässigung anderer Säulen ausgleichen kann.
Fazit: Gesund sein. Und dann?
Gesundheit hat sicherlich eine enorme Bedeutung für uns, ob wir uns dem bewusst sind oder nicht. Dementsprechend sollte eine gesundheitsfördernde Lebensweise eine hohe Priorität für uns haben.
Gesundheit als Weg. Nicht als Ziel.
Trotzdem kann und sollte Gesundheit nicht das endgültige Ziel sein. Das Leben hat doch sicherlich mehr zu bieten, oder nicht?
Wir sollten uns also auch schon zu Beginn fragen, was uns denn glücklich macht. Was wir im und vom Leben überhaupt wollen. Dabei müssen wir nicht auf eine Antwort warten, damit wir beginnen können. Wir können uns einfach mal fragen: „Was ist Gesundheit für mich?“
Es geht nicht darum, alles zu verstehen. Viel wichtiger ist es, sich auf den Weg zu begeben. Kleine Schritte in die richtige Richtung zu tun. Dazu gehören nur zu oft kleine Umwege und auch mal Irrwege. Aber genau so ist das Leben.
Je gesünder wir diesen Weg des Lebens gehen können, desto leichter wird er uns fallen und vielleicht können wir ihn dann auch noch besser genießen.