Bist du zu beschäftigt, um das Leben zu genießen?

Beschäftigtsein wird wie einst Rauchen als Statussymbol durch die Welt getragen. Doch es ist an der Zeit, es als das zu betrachten, was es wirklich ist.

Bist du zu beschäftigt, um das Leben zu genießen?

Wir sind alle beschäftigt. Schau dich nur um: Alle sind immer am Machen und Tun.

Meistens tun wir sogar mehrere Dinge gleichzeitig. Es reicht nicht mehr, einfach nur eine Sache zu tun.

Teilweise ergibt sich ein bizarres Bild: Menschen mit dem Gesicht vor einem leuchtenden Bildschirm. Ihr Gesicht nach unten gewandt.

Selbst beim Laufen werden nur die allernötigsten Blicke nach vorne geworfen. Es scheint die Zeit reif, dass wir ein weiteres Paar Augen bekommen.

Alle sind sich einig: Wir leben in einer beschäftigten Welt.

Beschäftigt zu sein, wird als Zeichen gesehen, dass man produktiv ist. Dass man wichtig ist. Dass man hart arbeitet und einen bedeutenden Beitrag leistet. Dass man es richtig macht.

Wohl in Ermangelung an besserer Orientierung.

Möglichst immer mehr machen. Und sobald eine Lücke zu sehen ist, stürzen wir uns auf das nächste Projekt.

Auch unsere Freizeit wird möglichst immer verplant und vollgestopft. Schließlich gilt es, keine Zeit zu verschwenden.

Doch dient uns dieser Ansatz?

Wollen wir auf ein durchweg produktives Leben zurückblicken? In dem wir jeden Augenblick bestmöglich genutzt haben, um etwas zu erledigen?

Oder steht uns unser Drang zu Produktivität sogar im Weg, ein erfülltes Leben zu führen?

Sicherlich gab es mal eine Zeit, in der Mitarbeitende möglichst beschäftigt sein sollten. Nur fleißige Bienen, die einfache Aufgaben bewältigen.

Doch kaum jemand arbeitet noch am Fließband. Trotzdem werden viele Menschen weiterhin danach beurteilt, wie beschäftigt sie sind. Wie viele E-Mails sie schreiben. Wie viele Anrufe sie tätigen. Wie viele Zeichen Code sie produzieren. Wie viele neue Features erstellt werden. Wie viele Meetings sie besuchen. Wie viele Stunden sie anwesend sind.

Wir Menschen sind keine Maschinen und sollten uns auch nicht als solche sehen.

Diese Analogie war auch für die Wirtschaft niemals wirklich relevant. Lean Thinking hat nachhaltig gezeigt, dass es nicht sinnvoll ist, isoliert die Auslastung einer Maschine zu maximieren, um die Gesamtproduktivität zu erhöhen.

Und wenn es darum geht, kreativ zu sein, Probleme zu lösen und Sachen zu gestalten, ist „beschäftigt sein“ sicherlich kein Erfolgsfaktor.

Trotzdem, irgendwie meinen wir weiterhin, dass es erstrebenswert sei, beschäftigt zu sein. Selbst wenn wir merken, dass alles zu viel wird, planen wir den „Ausgleich“ ein. Wieder eine Sache mehr, die wir tun.

Und so dreht sich das Hamsterrad weiter.

Natürlich gibt es viele Menschen, die nur wenig Kontrolle über ihre eigene Zeit haben. Alleinerziehende Mütter zum Beispiel.

Doch glücklicherweise hat die Mehrheit von uns eine relativ große Kontrolle über die eigene Zeit. Wir haben einen großen Einfluss, wie wir unser Leben verbringen.

Statt einfach nur beschäftigt zu sein, können wir uns fokussieren.

Fokussiert das Wesentliche voranbringen.

Oberflächlich mag der Unterschied nicht sichtbar sein. So verbringt eine beschäftigte Person ebenso wie eine fokussierte Person viel Zeit damit, Dinge zu erledigen. Doch eine fokussierte Person macht sich bewusst Gedanken über das Was, Wie und Warum.

Es geht nicht einfach nur darum, möglichst viel, möglichst schnell zu tun. Stattdessen gilt es, das Wesentliche zu tun.

Praktisch bedeutet das, dass wir deutlich weniger machen. Weniger, aber besser.

Das mag vielleicht nicht so gut klingen, wenn wir anderen davon erzählen. Vielleicht werden wir nicht mal dafür belohnt. Vielleicht ist es einfacher, beschäftigt zu sein.

Ich möchte dich trotzdem ermuntern, dich zu fokussieren.

Sei nicht beschäftigt. Sei fokussiert. Widme deine ganze Aufmerksamkeit nur wenigen Sachen. Sei voll und ganz anwesend. Mache wenige Sachen besonders gut.

So kannst du produktiv sein und gleichzeitig das Leben genießen.